Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

The Power of the Dog ARCADE (4/5)

Don Winslow, Savages (2011)


Castor und Pollux im 21. Jahrhundert: Ben und Chon sind zwei alte Buddies, die die Coolness mit Löffeln gefressen haben. Beide spielen gerne Volleyball, bauen das beste Gras aller Zeiten an und haben eine schöne Zeit in Kalifornien. Bis eines Tages ein mexikanisches Drogenkartell per Videobotschaft (der Vorschlag der Mexikaner wird per Abschlagen einiger Köpfe untermauert) deutlich macht, dass die Zeiten von mittelständischen Haschunternehmern vorbei sind.

Don Winslows "Savages" ist ein Nebenkriegsplatz und ein Blick auf die Folgen der Zusammenhänge, die der gleiche Autor in "The Power of the Dog" (The Power of the Dog. (Arrow)) beschrieben hat. Ab und an werden komplexe Computerspiele noch einmal als Arcade-Version herausgegeben. Diese abgespeckten und actionlastigen Fassungen bauen auf den Geschehnissen des Originals auf, jedoch muss man meist nicht so viele kniffelige Rätsel lösen. Das Gleiche gilt auch hier. "The Power of the Dog" war auf seine Art hervorragend, weil es gut recherchiert, mit extensiven Beschreibungen aufwartete und deshalb so realistisch wirkte. Der Plot in "Savages" knüpft in vielerlei Hinsicht an die Strukturen und Geschichten der mexikanischen Drogen- und Drogenlieferantenkartelle an, die Winslow in "The Power of the Dog" beschrieb (auf einige Storybestandteile wird sogar durch den geschmierten Cop verwiesen). Dabei ist es jedoch noch schneller, ein bisschen weiter hergeholt und leider auch etwas vorhersehbar. Die leichten Mankos in der Storyline werden aber mehr als wettgemacht durch den Stil des Romans.

Einen Eindruck von der Geschwindigkeit des Buches gibt das erste Kapitel, das ich hier (Achtung Spoiler) komplett wiedergebe: "Fuck you." Und in dem Tempo geht es weiter. Ex-Navy-Seal Chon, Philanthrop Ben und It-Girl O. schmeißen mit popkulturellen Querverweisen um sich wie sonst nur lateinamerikanische Auftragskiller mit Splittergranaten. Als die drogenanbauenden "Drei ???" auf dem Buddha-Trip jedoch in die Schusslinie von Elene la Reina geraten, ist erstmal Schluss mit lustig. Chon aktiviert seine in I-Rock-and-Roll und Stanland erworbenen Killerfähigkeiten und diverse Computercracks und geschmierte Cops helfen bei den Problemen, die da so anstehen. Wem "The Power of the Dog" gefallen hat, wer Winslows Kalifornienschilderungen mag, wem holzschnittartige Figuren nicht gleich die Laune verhageln und wer einen schnellen und fesselnden Thriller ohne Schnörkel lesen möchte, kann hier getrost zuschlagen.


  • Action: 5/5
  • Romantik 5/5
  • Plot: 3/5
  • Spannung: 4/5
  • FAZIT: 4/5
P.S.: Die vielversprechend aussehende Verfilmung von Savages kommt noch 2012 in die Kinos. Regisseur ist Oliver Stone.
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Taschenbuch: 302 Seiten
Verlag: Random House UK (1. September 2011)
ISBN-10: 0099556308

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