Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

MacDonald, The Scarlet Ruse (3/5)

Seltenheitswert

Hausbootbewohner Travis McGee ist nach einiger Abstinenz wieder als "Sachensucher" im Florida der 70er Jahre im Einsatz. Sein Freund Meyer vermittelt ihm den Auftrag eines Briefmarkenmaklers. Der Philatelist Fedderman vermutet, dass er betrogen worden sein könnte. Rasch wie so oft gerät McGee tief in die
Verwerfungen und Machenschaften verschiedener Interessentengruppen. Auf der Suche nach den verlorenen seltenen Marken Feddermans lernt der Besitzer der Busted Flush Mary Alice kennen.

Typisch für die 21-bändige Reihe mit Travis sind die gesellschaftskritischen Elemente (hier angebracht gegen Veränderung der Stadt, die sich negativ für Hausboote auswirken) und die philosophischen Häppchen ("Today, my friends we each have one day less, every one of us. And joy is the only thing that slows the clock."), die der Protagonist uns auf den Weg gibt. Außergewöhnlich sind Thema und Liebesgeschichte, vor denen McGee uns dies alles verabreicht.




Die Suche nach den verschwundenen Briefmarken ist an vielen Stellen mit zu vielen detaillierten Informationen versehen. Das Hobby ist ein langweiliges, auch wenn die Dinger scheinbar eine der besten Geldanlagen der Welt sind. Die außergewöhnliche Romanze zur außergewöhnlichen Mary Alice ist der zweite Aspekt, der neben den Briefmarken haften bleibt. Die Beziehung der beiden nimmt ernsthafte Züge an. Travis und Mary werden schließlich enger aneinander geschweißt, als man zunächst für möglich hielt.

"The Scarlet Ruse" ist der gute Thriller des fabelhaften John D. MacDonald. Er erreicht nicht die Spannung einiger seiner Vorgänger (allen voran The Green Ripper), schlägt die seiner Mitbewerber im Segment jedoch noch immer um Längen. Dazu trägt auch die Schilderung von Frank Sprenger bei. Jener Sprenger ist es auch dem McGee sich zu Ende einer nervenaufreibenden Flucht stellen muss. Das verflucht gute Ende der Geschichte entschädigt für jede Länge der philatelistischen Schilderungen zuvor. 


  • Plot: (3/5)
  • Action: (4/5)
  • Spannung: (3/5)
  • Charaktere: (4/5)
  • Humor: (4/5)
  • PASCH: (3/5)


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John D. MacDonald
Paperback: 352 Seiten
Verlag: Fawcett Crest. (1996 [Original: 1972])

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