Thrillerkolumne

Thriller ohne Leserstrahlen ist wie Spenser ohne Boston, Behr ohne Indianapolis, Reacher ohne Army, Rain ohne Judo, Parker ohne Plan, Bolitar ohne Win, Forsythe ohne Whisky, McGee ohne Florida, Hank ohne Baseball, Duffy ohne Beemer...

Ellis, Gun Machine (3/5) LESEN

Durchwachsen


In The Remarkable Case of Davidson’s Eyes befindet sich der Körper von Sidney Davidson an einem Ort, während er gleichzeitig mit seinen Augen einen Ort am anderen Ende der Welt sieht. Die grundlegende Idee von "Gun Machine" erinnert an diese Kurzgeschichte von H. G. Wells von 1895. 


Allerdings sieht der Mann, der bei Ellis unter ähnlichen Symptomen wie besagter Davidson leidet nicht einen anderen Ort, sondern gleich in eine andere Zeit. Er wähnt sich in der Zeit vor der Eroberung New Yorks durch die Niederländer. Als Ureinwohner vermischen sich für den offenbar Geistesgestörten immer wieder die Bilder des heutigen Manhattan und mit denen seines "Manahatta". So schwer hat es ihn getroffen, dass er in den vergangenen 20 Jahren unerkannt mehr als 200 Menschen ermordete, dabei einer Clique von machthungrigen Männern half und eine bizarre Waffensammlung anlegte. Letztere findet wiederum der New Yorker Detective John Tallow. Zufällig. Nachdem seinem Partner der Kopf weggeschossen wurde. Von einem benachbarten Wahnsinnigen des eigentlichen Mörders, der seit 20 Jahren das Kriegsbeil in Form berühmter Waffen schwingt.



Nun ist Tallow auf sich allein gestellt, bevor er doch Hilfe von einem autistisch-Big-Bang-Theory-mäßigem Duo aus der Forensikabteilung erhält. Gemeinsam bauen sie clevere Gadgets, führen coole Wortduelle und lassen locker private Sicherheitsdienste kraft ihrer NYPD-Blues-Power erblassen.

Viele Zufälle (Tallow trifft die Frau eines Verschwörers zufällig im Sandwichladen und bleibt mir ihr in Kontakt? Come on!), ein bisschen Glück (der Jäger lässt Tallow mindestens zweimal am Leben) und Cop Voodoo greifen den drei lustigen Zwei dann doch immer im richtigen Moment unter die Arme. Ihr Gegner, den sie lieblos CTS, also Crazier Than Shit, taufen, ist zwar so knallhart und unentdeckbar, dass ihn alle fürchten – aber dann im entscheidenden Moment doch nicht zäh genug. Obwohl man das schon nach zwei Dritteln weiß, liest man weiter, weil die Sprüche gut und die Actionsequenzen manierlich sind. Und auch wenn es am Ende nochmal ordentlich wummst, fehlt der große Knall, der den Thriller am Ende auf ein noch höheres Level gehoben hätte.


  • Plot: 3/5
  • Action 4/5
  • Spannung 3/5
  • Charaktere 4/5
  • Humor 3/5
  • PASCH: 3/5

--

Warren Ellis,Gun Machine
Hodder & Stoughton, 2014

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen